Technische Daten der MiG-23

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Typ: Einsitziger Luftkampfjäger
Treibwerk: 1 Stahltriebwerk Tumanskij R-29B mit 120.2 kN
Leistung: 2500 km/h (Mach 2.35) in 10000 m Höhe. Diensgipfelhöhe 18600 m. Maximale Reichweite 1300 km.
Bewaffnung: 1 x 23mm Kanonen
sowie 2000 kg unterschiedlicher Waffen an 5 Aufhängungen unter den Tragflächen
Modernste Typen haben die Mig-23 zwar in den Schatten gestellt, doch sie steht den Russischen Luftstreitkräften und ihren Verbündeten immer noch zur Verfügung. Der Schwenkflügler "Flogger" stellt ein mächtiges Kampfflugzeug dar, das fehlende technische Raffinesse durch Masse ersetzt.

Die MiG-23 wurde zwischen 1961 und 1964 als taktisches Mehrzweck - Jagdflugzeug entworfen, das die MiG-21 ablösen sollte. Sie war etwas größer und für ein einziges, bedeutend schubstärkeres Stahltriebwerk ausgelegt. Die enge Zusammenarbeit zwischen den Konstruktionsbüros MiG (Zelle) und Tumanski (Triebwerk) ergab die weltweit höchste Produktionszahl an Jagdflugzeugen eines einzelnen Fabrikates - insgesamt rund 30000 MiG-Stahljäger. Die stetig gewährleistete Versorgung mit Triebwerken - jedes stärker, zuverlässiger, effizienter und überhaupt insgesamt besser als das vorige - bildete die Grundlage für diesen bemerkenswerten Rekord. Die Motoren der MiG-23-Serie ermöglichen eine Leistung die kein einziges Jagdmuster außerhalb der Sowjetunion bieten kann.

Abgesehen von der Antriebsleitung, die im Vergleich zu den meisten MiG-21-Versionen um annähernd 100 Prozent höher lag, bestand die bedeutendste Innovation in den schwenkbaren Tragflächen der MiG-23.Jagdflugzeuge mit variabler Geometrie (VG) waren in der Entstehungszeit der MiG-23 groß in Mode gekommen.
MiG-23_e.jpg - 23541 Bytes Dank dieser Auslegung kann der Pilot oder Bordcomputer das Flugzeug exakter an die jeweiligen Flugbedingungen anpassen, indem er in der Luft die Grundkonzeption ändert. Für die MiG-21 hatte Mikojan zwar Schwenkflügellösung studiert, aber nicht bis zum Flugstadium entwickelt. Suchoi hingegen, das andere der beiden berühmten OKBs, gab der Su-7 schwenkbare Flächen und ermöglichte dadurch halb so lange Pisten, das Doppelte an Außenlasten und eine um 30 Prozent gesteigerte Reichweite.
Zugleich versetzte diese Modifizierung die Piloten in die Lage, Tiefflugangriffe mit Vollgas zu fliegen, ohne daß ihnen die "Augen aus dem Kopf gedrückt" wurden.

Westliche Analytiker, die sich jahrelang schwer taten, das VG-Konzept objektiv zu beurteilen, stimmen heute darin überein, daß eben dieses den Schlüsselfaktor für die Vielseitigkeit der MiG-23 bildete.

Der Schwenkflügler-Prototyp 23-11 flog am 10. April 1967, eine Woche nach dem Erstflug des Deltaflüglers 23-01 mit Hubtriebwerk, der häufig fälschlicherweise als Ye-230 bezeichnet wird. Beide Prototypen wurden am "Tag der Luftfahrt" in Domodedowo am 9. Juli 1967 vorgestellt. Der Prototyp 23-11 schien ein ausgezeichnetes Flugzeug zu ein: Der Pilot führte ohne Unterbrechung die Wendigkeit der Flügel vor, indem er sie von einem Extrem (16°) ins andere (72°) bewegte. Auf diese Maschine ohne Bewaffnung folgte Vorserie von 50 Maschinen (MiG-235), die 1971 an ein Erprobungsregiment der WWS gingen. Anschließend rüstete man diese und ähnliche Flugzeuge mit vier APU-13 Außenlastträgern aus, je zwei unter den Lufteinlaufkanälen und den starren Flügelkästen, die eine Beladung mit Luft-Luft-Raketen kurzer Reichweite (K-13A oder AA-2 "Atoll") oder mit anderen Waffen ermöglichen. Unter dem Mittelrumpf wurde auch eine Aufhängung für einen 800-Lieter-Zusatztank installiert.

Die erste Großserie, bei der NATO als "Flogger-B" geführt, zeigte ein leicht verändertes Aussehen, denn die Höhenflossen waren weiter nach hinten gerückt, so daß die Lücke zwischen Tragflächenhinterkante und Nasenkante des Höhenleitwerks zugenommen hatte. Dadurch ließ sich die Maschine besser kontrollieren und vor allem gewann sie an Längststabilität. Das kürzere Stahlrohr deutete auf den Ersatz des Originaltriebwerks R-27F2M-300 durch das Katschaturow (früher Tumanski) R-29-300. mig23_5.jpg - 20539 Bytes
Die Höhenflossen sind als übrigens als kombinierte Höhen- und Querruder ausgelegt, die durch Spoiler auf der Oberseite der Außenfläche unterstützt werden. Einen weiteren sichtbaren Unterschied bildeten die Außenflächen der MiG-23M (R-27) und MiG-23MF (R-29), die eine erweiterte Profiltiefe und mächtigere Sägezähne an inneren Enden haben. Bei vorgespreizten Flächen schmiegen sich diese Vorsprünge an der Nasenkasten des starren Tragwerkteils an, bei größeren Pfeilwinkeln aber ragen sie vor wie Klauen eines Adlers. Sie sorgen für kräftige Luftwirbel, die nach hinten über die Fläche geführt werden und somit die Anströmung und Kontrolle des Jagdflugzeuges bei heftigen Kampfmanövern deutlich verbessern. Ebenso vergrößern sie die Flügelflächen.

Die Russischen Frontluftstreitkräfte halten sich eng an Einsatzdoktrin, leicht angreifbare Flugplätze zu meiden. In realistisch geführten Großübungen lernen die FA-Regimete (Front Aviation), ihre Mach 2 schnellen Jäger von äußerst einfachen Start- und Landepisten in Frontnähe einzusetzen. Dafür sind eine enorme Schubkraft, hochwirksame Auftriebshilfen und ein Spezialfahrwerk absolut erforderlich.

Das Triebwerk der MiG-23 wurde bereits erwähnt. Etliche Versionen der MiG-23 und MiG-27 können außerdem zusätzlich mit beidseitig am Hinterrumpf montierten Starthilfsraketen ausgerüstete werden. Doch selbst ohne Raketenunterstützung benötigt der Mach 2 schnelle, schwer beladene Jäger lediglich eine Startstrecke von 900 m Länge. Dies ermöglichen wirksame Hochauftriebssysteme, die die gesamte Nasen- und Hinterkante einnehmen, ähnlich wie beim Panavia Tormado. Was das Fahrgestell angeht, ist es in typisch sowjetischer Manier für einen Betrieb unter härtesten Bedingungen ausgelegt. mig23-00.jpg - 89583 Bytes
Es sieht so aus, als sei es für einen Sprung von der Bailey-Brücke entwickelt worden meinte ein westlicher Beobachter. Das Hauptfahrwerk besteht aus schweren Federbeinen, die nahezu horizontal angeordnet sind und den Rädern einen Federweg von mehr als einem Meter bieten, so daß sie sich für den Betrieb aufrauhen Oberflächen optimal eignen. Beim Einziehen falten sich die Beine nach innen zusammen in einen winzigen Schacht, so daß genügend Rumpfvolumen für Bomben oder einen Abwurftank bleibt. Das Bugfahrwerk ist hydraulisch lenkbar, und die Zwillingsräder verfügen über Abdeckungen zum Schutz vor Verschmutzung. Die Hauptfahrwerksschachtklappen sind an den Federbeinen montiert und erfüllen so ebenfalls die Schmutzfängerfunktion. Das alles macht deutlich, für welche Einsatzbedingungen man diese 2500 km/h schnellen Jäger entworfen hat.

Ein ungewöhnliches Merkmal dieser Flugzeugmaschine bildet die hintere Bauchflosse. Sie sorgt für die nötige Richtungsstabilität beim Einsatz der Kanone gegen Luftziele und für die perfekte Stabilität im Luft-Boden-Gefecht. Diese Kielflosse gibt der Maschine jenes Aussehen, das man an einen Dart-Wurfpfeil mit den symmetrischen "Flights" am Ende erinnert. Zur Landung mit vorgespreizten Flächen und ausgefahrenem Fahrgestell wird die Kielflosse hydraulisch nach rechts in die Horizontale umgeklappt, so daß bei normaler Landehaltung genügend Bodenfreiheit und dem Heck gewährleistet ist. Die misten Mig-23MF stehen bei Jagdfliegerregimentern im Dienst und sind dementsprechend für Hochleistung mit einer bescheidenen Waffenlast ausgestattet. Seltsamerweise hat man die MiG-27-Jagdbomber mit einer neun Schnellfeuerkanone ausgerüstet, die sechs Rohre hat. Die MiG-23-Abfangjäger hingegen müssen sich weiter mit der alten GSch-23L-Zwillingskanone begnügen, die 23mm Geschosse sechs unterschiedlicher Munitionsarten mit einer Geschwindigkeit von maximal 2800 Schuß pro Minute verfeuert. Neuere MiG-21 erhielten diese Waffe in Form des integrierten GP-9-Einbausatzes, einschließlich eines Magazins mit 200 Schuß Munition für beide Kanonen. Bei der MiG-23 scheint die Kanonenbewaffnung ähnlich zu sein, wenngleich die Rohre mitunter große Mündungsfeuerdämpfer aufweisen. Dies ist insofern interessant, als das Mündungsfeuer den Piloten kaum stören dürfte, da die Kanonen etwa 7,6 m von der Bugspitze entfernt an der Rumpfunterseite aufgehängt sind. Einige Versionen der MiG-27 führen die gleichen Kanonen in Außenbehältern unter den Flügelkästen mit. Die Kanonen lassen sich für Dauerfeuer gegen Erdziele vertikal ausrichten.

Die Grundbewaffnung der MiG-23MF besteht aus vier (oder mehr) Luft-Luft-Raketen an Außenträgern. In jedem Fall läßt sich zusätzlich ein Abwurftank unter dem Rumpf montieren. Die billigste und meist verbreitete Luft-Luft-Rakete ist die K-13A, die nach dem Vorbild der amerikanischen AIM-9B Sidewinder aus den fünfziger Jahren kopiert wurde. Sie ist im Grunde nichts weiter als eine 2,8 m lange Röhre mit einem Infrarotaucher im Bug, einem Steuerteil mit vier Canard-Flossen, einem 6 kg schweren Gefechtskopf, einem Raketenmotor und vier großen Leitflächen.
Die Außenlastträger unter dem Rumpf können je 2 Lenkwaffen aufnehmen. Ob dies auch für die Träger unter den Flügelkästen gilt, ist nicht bekannt.

Seit 1973 sind den sowjetischen MiG-23-Verbänden zwei neue Lenkwaffentypen zugeführt worden: Die R-23 (AA-7 "Apex") und die R-60 (AA-8 "Aphid"). Beide verfügen über ein beachtliches Leistungsvermögen. R-60 kann paarweise oder im Dreierbündeln an den Außenlastträgern des Rumpfes zusammen mit einem Paar der wesentlich größeren AA-7 an den Trägern der Flügelkästen geladen werden. Diese Kombination stellt eine beachtliche Waffenlast dar. Mit großer Wahrscheinlichkeit lassen sich AA-7 aber auch an den Rumpfträgern anbringen, so daß insgesamt vier Lenkwaffen mit einer Reichweite von mindestens 33 km und einem 40-kg-Gefechtskopf zur Verfügung stehen. Jüngere "Flogger" Varianten dürften auch die R-73 (AA-11 "Archer") mitführen. Als gesichert gilt, daß die MiG-23 auch Waffen zur Bekämpfung von Bodenzielen mitführen kann, wenngleich nicht routinemäßig. Hierunter fallen der Präzisions-Landeflugkörper AS-7 "Kerry" und der Raketenbehälter UV-16-57.

Das amerikanische Verteidigungsministerium kommentierte die Einführung der MiG-23MF mit dem Satz:" Dies ist der sowjetische Abfangjäger mit nachgewiesener Fähigkeit zur Verfolgung und Bekämpfung von Luftzielen, die in Niedriger Höhe als er selbst fliegen." Das entspricht entspricht aber nicht noch nicht dem was der Westen unter "Look Down/Shot Down" versteht: die Fähigkeit zur Zerstörung von Flugzeugen oder Marschflugkörpern, die in einer Mindestsicherheitshöhe von 60 m über dem Grund operieren. Davon ist die MiG-23 weit entfernt. In der Ausführung der Cockpithaube sieht man noch einen weiteren leichten Mangel, da offensichtlich die Forderung nach möglichst geringem Luftwiderstand mehr als eine gute Rundumsicht für den Jagdpiloten angestrebt wurde. Wie alle sowjetischen Kampfflugzeuge ist die MiG-23MF mit einer umfassenden Ausrüstung zur elektronischen Kampfführung versehen, angefangen von Radarwarnanlage bis hin zu Radarstörsendern und Düppel-/Leuchtkörperwerfer.

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